| KassettenDie Auswahl an Leerkassetten war in der DDR nicht besonders groß und wer das Pech hatte nicht an westliche Produkte zu gelangen, musste wohl oder übel mit ORWO Kassetten vorlieb nehmen. Diese waren weder optisch noch technisch jemals auf dem Stand der Zeiten. Das Bandmaterial war grauenhaft und die Verarbeitung ebenso (schief aufgeklebte und schlecht zugeschnittene Etiketten, Kleberreste am Gehäuse usw.) und sehr teuer waren sie außerdem. Noch schlechter waren allerdings die sowjetischen MK-60 von ASSOFOTO, die in den 70'ern eine Zeitlang verkauft wurden. Erst gegen Ende der 80'er Jahre kam etwas Schwung auf den Kassettenmarkt, als in den A & V Läden der DDR vermehrt neue Tapes von BASF, Sony, Scotch und Tokaido auftauchten. Da sank dann auch der Preis für eine ORWO K60 von 20,- M auf 15,- M, da man für das gleiche Geld z.B. auch eine LH-E I 60 von BASF bekommen konnte. Ca. 1972 erschienen bei ORWO Wolfen die ersten Compact Kassetten. Diese hatten ein graues Gehäuse mit blauen Etikett und einem blauen Einleger. Die beiden Gehäusehälften waren 6-fach miteinander verschraubt (je 3 Schrauben diagonal auf beiden Seiten). Die Kassetten kosteten oder sollten zunächst 26,- M kosten. Auf dem rechten Einleger ist jedenfalls dieser Preis aufgedruckt, wenn auch durchgestrichen. Links ist eine Versuchskassette für 24,- M zu sehen. Warum dies eine Versuchskassette sein soll und für welchen Zweck, ist mir nicht bekannt. Ebenfalls aus Wolfen kamen diese K60 mit grünem Etikett und Einleger. Beide sind von 1974. Es gab sie auch mit einem grauen Gehäuse.
Eine Zeitlang gab es diese Kassetten auch in einer Schachtel bzw. Dose anstatt in der üblichen Box. Ob es Materialengpässe oder Probleme bei der Herstellung der Kassettenboxen gab, die zu dieser Umstellung führte, kann ich leider nicht sagen. Denkbar ist auch, daß es ein Rationalisierungsvorschlag war. Eine interessante Version, hergestellt für die NVA. Das grüne Etikett mit dem roten Streifen kenne ich nicht von den "zivilen" Kassetten. Auf dem Einleger fehlt der aufgedruckte EVP. Die K90 Kassetten aus den ersten Jahren waren mit Vorsicht zu genießen. Sie waren sehr schwergängig, quietschten und es gab häufig gerissenen Bänder. Die hier abgebildete stammt aus dem Jahr 1975 und kostete 27,- M. Etwa 1975/76 begann auch das Chemiefaserwerk in Premnitz mit der Produktion von Kassetten. Hier ein kleine Auswahl von 1976 bis 1980. Recht attraktiv waren die farbigen Gehäuse nach AGFA Vorbild. Gelb und blau gab es aber nicht. Dafür fehlte das entsprechende Granulat bzw. die Farbpikmente zum Einfärben. 2 Versionen, hergestellt für die NVA. Auf den Einlegern fehlt der sonst üblicherweise aufgedruckte EVP. Die K90 kamen hauptsächlich aus Wolfen. Hier eine kleine Auswahl aus den Jahren 1976 (links) bis 1979. Die beiden Kassetten in der Mitte haben noch die alte Form mit dem schmalen Fenster und den Stegen, sind aber die jüngsten in der Serie (1979). Eine seltene K90 aus Premnitz. Sie stammt aus dem Jahr 1978. Etwa um 1980 kam ein ein farblich veränderter Einleger. Dieser wirkte mit seiner silbrigen Grundfarbe hochwertiger. Im gleichen Jahr kam auch ein neues Etikett für die Kassetten (rechts). Allerdings wurden die alten Etiketten (links) noch ein paar Jahre verbaut. Selbst bei Kassetten aus dem Jahr 1988 findet man diese noch vereinzelt.
Kassetten aus dem Werk in Wolfen (Dessau) sind ab ca. 1976/77 recht selten geworden. Vermutlich wurde die Hauptproduktion nach Premnitz ausgelagert. Hier sind zwei Deassauer Vertreter aus dem Jahr 1979 (links) und 1980 (rechts). Sehr selten, vorallem in diesem schönen Zustand, sind die K90 aus Wolfen mit dem silbrigen Einleger. Sie sind vermutlich die letzten K90 Vertreter bis zum Erscheinen der LH 90, die erst ca. 1988 heraus kam. Ab etwa 1984 gab es von ORWO die ersten Chromdioxid Kassetten. Hergestellt wurde diese Version wohl ausschließlich in der Magnetbandfabrik Dessau. Für die K60 waren damals 30,- M fällig. K90 CrO2 gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Diese Version wurde auch nur sehr kurz produziert. Zwei CrO2 Vertreter aus Premnitz, die wohl ab 1985 dort produziert wurden und schon den neuen standardisierten Einleger hatten. Sie kosteten 30,- M. Ca. 1984 kamen die Kassetten mit neuem Einleger und Etikett in den Handel. Hier zwei Vertreter aus Premnitz. Etwa gegen Mitte 1987 kam es zu einer Preissenkung bei den Kassetten. Eine Fe K60 kostete nun 15,- M. Das war wohl mehr der Westkonkurrenz geschuldet, die es in immer mehr A & V Läden zu kaufen gab. Es wurden auch das Etikett und der Einleger leicht überarbeitet. Die Gehäuse erhielten unten rechts einen Richtungspfeil, der die Bandlaufrichtung anzeigt. Es wurden trotzdem noch bis 1988 hinein die alten Versionen verkauft.
Die Version aus Dessau wich doch etwas von der aus Premnitz ab. Hier wurden z.T. auch Gehäuse mit schmaleren Fenstern verbaut.
Auch die Chrome Version bekam das neuere Etikett und Einleger. Vermutlich um 1987 erschien die Chromdioxid HiFi extra. Die Kassette hatte das erste vernünftige Chromband nach IEC II Norm. Der Preis lag bei 22,- M. Links ist die Premnitzer, rechts ist die Dessauer Version zu sehen. Etwa gegen Ende 1988/Anfang 1989 kam ein völlig neues Modell in den Handel: Die Fe I LH. Das Gehäuse ist allerdings keine eigene Entwicklung sondern stammt wohl von magna, einem West-Berliner Kassettenhersteller. Entweder hat ORWO Restbestände aufgekauft oder hat diese Gehäuse bzw. die ganze Kassette im Kundenauftrag produziert. Das Magnetband besitzt jetzt auch die IEC I Norm. In der ORWO Version kam die Kassette mit einem völlig schwarzen Gehäuse und ohne Etikett bzw. Aufkleber daher. Dieser Typ wurde nur sehr kurz verkauft und kostete 17,- M. 4 verschiedenen Fe I LH 60 Kassetten aus Dessau, wie sie 1989 erhältlich waren. 4 verschiedene LH I 60 aus Premnitz.
Nach einigen Jahren Pause gab es nun auch wieder Kassetten mit 90 Minuten Spieldauer. Ich kenne allerdings nur den Typ aus Dessau. Auch die Chrome Kassetten hatten jetzt ein neues Design. Hier 2 Versionen aus Dessau. 2 Varianten der Cr E II 60 aus Premnitz. Eine Cr E II 90. Auch hier kenne ich die 90'er nur aus Dessau. Es dürfte überhaupt die erste Chrome 90'er von ORWO sein. Neben den üblichen Spiellängen von 60 und 90 Minuten, gab es noch Kassetten mit einer Spielzeit von 10, 20 und 30 Minuten. Hier eine kleine Auswahl:
K10 aus Premnitz K20 und K30 aus Premnitz. Die K30 kostete 11.30 M. Hier eine schöne Fe I LH 30 mit blauen Wickelkernen für 12,80 M. Kassetten ASK Kassetten, die die Qualitätskontrolle nicht überstanden haben, wurden zum fast halben Preis verkauft. Meistens dürfte es sich dabei um Bänder mit Unterlänge gehandelt haben. Etwas ärgerlich dürften die fetten Aufdrucke auf den Etiketten gewesen sein. Hier "EVP 10,35 außer Standard". Etwas dezenter war der Aufdruck AS-K für "Außer Standard-Kassette" Auch Chrome Kassetten gab es als AS-K zum fast halben Preis. Auch die CrE II gab es als AS-K. Allerdings nicht mehr zum fast halben Preis. Hier kostete sie 15,25 M. Ob die linke Kassette mit dem provisorischen Etikett auch zum reduzierten Preis verkauft wurde, ist unklar. Bastlerkarton Zum Preis von 20,-M gab es einen Bastlerkarton mit 2 kompletten Magnetbandkassetten ohne Etiketten und Ersatzteilen zur Reparatur. Die Bänder hatten allerdings Unterlängen. Trotzdem war es eine günstigere Alternative zur Einzelkassette. Importe Offiziell gab es als Importkassetten nur die sowjetischen MK-60 in der DDR zu kaufen. Die Kassetten gab es vielen Farben. Allerdings war die Mechanik und Qualität des Bandmaterials mehr als bescheiden. Das Gehäuse ließ sich auch nicht zerstörungsfrei öffnen, da die beiden Hälften miteinander verklebt sind. Wie lange die verkauft wurden ist mir nicht bekannt. Der Preis lag jedenfalls auch bei 20,- M. Diese BRG Kassetten aus Ungarn wurden in der DDR nicht verkauft. Sie kamen zusammen mit dem BRG Kassettenrecorder als Zubehör. Diese Kassetten erinnern an die erste Philips aus dem Jahr 1963. Genau wie die Philips ist die BRG 5-fach verschraubt und zwar mit Muttern auf der Rückseite und sie wurde in einer Pappschachtel ausgeliefert. Reparatur-Set für Magnetbandkassetten Für die Reparatur von Magnetbandkassetten gab für 22,-M ein Set mit diversen Ersatzteilen. Der Inhalt bestand u.a. aus: Klebeband, Schraubendreher, Schrauben, Wickeldorne, Andruckfilze, Umlenkrollen usw. Auf der Klebeschiene, die gleichzeitig auch Abdeckung für die Fächer war, konnte man das beschädigte Magnetband mit 2 Klammern befestigen, mit der mitgelieferten Klinge schneiden und mit dem Klebeband die beiden Enden wieder verbinden. |
|